Vorläufer der Galerie war der 1903 von Elisabeth Clasing gegründete Buchbinder- und Einrahmungsbetrieb in der Corduanenstraße in Münster
1935 eröffnete dort ihr Sohn Heinrich Clasing den „Kleinen Raum“ als Ausstellungsraum. Er hatte am Bauhaus bei Josef Albers, Joost Schmidt und Wassily Kandinsky studiert und versuchte, mit seinem Ausstellungsprogramm für die moderne Kunst zu werben. Clasing zeigte dort zwischen 1935 und 1938 Arbeiten von Werner Gilles, Carl Hofer, Fritz Wotruba – der noch im selben Jahr in die Schweiz emigrierte - und Peter August Böckstiegel.
Das Haus wurde im Krieg zerstört. Clasing nahm die Arbeit behelfsmäßig in seiner Privatwohnung in der Tannenbergstraße 28 in Münster wieder auf, wo er 1946 Fritz Levedag und Joseph Scharl ausstellte.
1949 wurde der „Kleine Raum Clasing“ am Prinzipalmarkt 24–26 über dem „Cafè Schucan“ wiedereröffnet. Eine der ersten Ausstellungen war Friedrich Vordemberge-Gildewart gewidmet, der immer noch im Amsterdamer Exil lebte. Er stellte vor allem wieder jene Künstler aus, die im NS verfemt waren: Picasso (1951) – mit einer Ausstellung der Druckgrafik –, Otto Müller (1952), Christian Rohlfs (1953) – mit einer Ausstellung seines Frühwerkes – und Karl Schmitt-Rottluff (1955) mit einer Ausstellung seiner Aquarelle.
1955 war die Rückschau auf die klassische Moderne weitgehend abgeschlossen. Die erste documenta verstand sich als Antwort auf die Ausstellung „Entartete Kunst“ und hatte die im NS verfemten Künstler in dieser breiten Basis gewürdigt. Heinrich Clasing machte sich verstärkt auf die Suche nach neuen Talenten.
Neben Ausstellungen westfälischer Künstler wie z.B. C. Busch, L. Chastinet, K. Döbrich, E. Hase, F. Levedag, W. Palmes und J. Wedewer zeigte er aber auch Arbeiten von Ernst Barlach, Käthe Kollwitz, Paula Moderson-Becker sowie Braque, Miro, Chagall, Nolde und viele andere Künstler der Zeit.
Musikalische und literarische Veranstaltungen machten das vom ihm und seiner Frau Gerta 1950 gegründete „Theater im Kleinen Raum“ schnell bekannt. Die Veranstaltungen fanden innerhalb der Galerie auf dem Prinzipalmarkt statt. Es verselbstständigte sich bald, wurde zum „Zimmertheater“ (Bahnhof Münster) und ist heute das „Wolfgang Borchert Theater“ (Am Mittelhafen, Münster).
1963 zog der „Kleine Raum Clasing“ in das Harenbergsche Haus am Prinzipalmarkt 37, wo er sich bis heute samt der 1986 gegründeten „Galerie ETAGE“ befindet.
Seit 1989, nach dem Tod Heinrich Clasings, werden der „Kleine Raum Clasing“ zusammen mit der „Galerie ETAGE“ von seiner Tochter Katherina und dem Schwiegersohn Paul Anczykowski mit einem erweiterten Ausstellungsprogramm geführt.