Annette Zumkley wurde 1961 in Münster geboren. 1992 begann sie ihr Studium an der Hochschule für bildende Künste in Münster bei Rainer Barzen und Mechthild Frisch. Mit dem Akademiebrief schloß sie 1998 ihr Examen ab. Sie lebt und arbeitet im westlichen Münsterland.
In ihren Arbeiten, die bewußt keine Titel tragen, hat Annette Zumkley eine besondere Technik und Vorgehensweise entwickelt. Die auf dem Boden im Atelier liegenden, relativ großen Leinwände werden zunächst dünnflüssig grundiert. Danach wird die Oberfläche abgeschmirgelt, damit sie möglichst glatt erscheint, so daß man später kaum noch die Webstruktur der Leinwand erkennen kann. Es entsteht so eine beinahe samtige Oberfläche, auf der nun immer wieder die Farbaufträge mittels Pinseln oder größeren Quasten an Besenstielen montiert erfolgen. Die Acrylfarbe wird dabei in großen körperlichen Schwüngen gleichmäßig über die gesamte Fläche verteilt, wobei die Künstlerin stets in der Lage ist vom Rand her bis in die Mitte einer Leinwand zu arbeiten.
„In meiner Malerei interessiere ich mich für das Verfließen der Farbe auf dem Malgrund. Ich beobachte, wie sich die wässrige Acrylfarbe auf der meist liegenden Leinwand durch das Setzen und Führen meines Pinselstriches bewegt, miteinander verläuft und sich oft einen unvorhersehbaren Weg sucht“, erläutert die Künstlerin.
Mitunter verbleiben die Arbeiten nach den ersten Farbaufträgen ein halbes oder bisweilen ein ganzes Jahr im Atelier und werden immer wieder mit neuen Farbaufträgen überzogen. Durch dieses gestisch dynamische Arbeiten bekommen die Bilder eine Art Tiefenstruktur. Oft werden den Farben Weißtöne beigemischt. Dadurch wirken sie kreidig stumpf in der Oberfläche und nicht so leuchtend.
Auch die Trocknungsprozesse werden mitberücksichtigt, was man besonders ausdrucksstark bei den kleinformatigen Papierarbeiten erkennen kann. Bei der verdünnten Acrylfarbe läßt das Wasser das Papier besonders wellig erscheinen. Auch wenn die Arbeiten unter Glas ein wenig den Reiz ihrer Oberfläche verlieren, kann man dennoch erahnen, wie die Künstlerin den Klang der Farbtöne mit der gewellten Flächenstruktur in Einklang bringt und durch diese Stofflichkeit Spannungen in den Augen des Betrachters erzeugt.
Die Werke, die Annette Zumkley mit „verwoben“ überschrieben hat, entwickeln beim Betrachten ein fast pflanzenartiges Eigenleben in ihrer Struktur. Die scheinbar geschlossenen Farbaufträge wirken wie übereinandergelegtes Blattwerk, die lasierenden Farbschichten erzeugen dabei durch ihre geschickte Auswahl zum Teil tiefenräumliche Wirkungen. Das Auge versucht diese Schichtungen zu durchdringen, man möchte hingehen und die blättrig erscheinenden Texturen zur Seite schieben, um in den dahinterliegenden Raum vordringen zu können. Euphorie und Aufbruch manifestieren sich im Bild, unterstrichen durch die Dynamik des Bildgefüges.
Michael Wessing
Zusammen mit: Peter Henning
Annette Zumkley · ›› v<e>r<w>o<b>e<n‹‹
Acryl-Malerei