Geoffrey Hendricks wurde 1931 in Littleton, New Hampshire, USA, geboren.
Er besuchte das Amherst College, Massachusetts, wo er 1953 mit dem B.A. abschloß, und noch im gleichen Jahr im Sommer die Yale-Norfolk Art School, Connecticut. Von 1953 bis 1956 war er an der Cooper Union Art School, New York, eingeschrieben und studierte parallel zu seiner Lehrtätigkeit von 1957 bis 1962 Kunstgeschichte an der Columbia University, New York, wo er mit einer Magisterarbeit über Deckengemälde in römischen Barockkirchen abschloß.
Von 1956 bis 2003 lehrte er Bildende Kunst an der Mason Gross School of Art, Rutgers University, New Brunswick, New Jersey. Dort lernte er auch seine Kollegen Allan Kaprow (1927 – 2006), George Brecht (1926 – 2008), Robert Whitman (*1935), Roy Lichtenstein (1923 – 1997), Robert Watts (1923 – 1988) und Lucas Samaras (*1936) kennen. 2000 hatte er einen Lehrauftrag an der 1946 gegründeten Skowhegan School of Paiting & Sculpture, Maine. Bis 2009 führte er außerdem eine Reihe von Veranstaltungen an der Salzburger Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst durch.
1961 heiratete er Bici Forbes (*1932), mit der er 1965 die „Black Thumb Press“ gründete. Von ihr ließ er sich am 24. Juni 1971 zunächst symbolisch, 1974 dann juristisch scheiden. Zelebriert wurde diese Scheidung als „Flux Divorse“, bei der zahlreiche, beiden gemeinsam gehörende Gegenstände mit Messern, Scheren und Sägen in zwei Hälften geteilt wurden.
Seit 1975 lebte und arbeitete Hendricks mit Brian Buczak (*1954), einem jungen Künstler aus Detroit, in West Village, Manhattan, zusammen, der 1987 an Aids starb.
Mitte der sechziger Jahre stand er unter dem starken Einfluß der Fluxus-Bewegung. Mit der Bildsprache des Himmels in der Malerei, auf Objekten, bei Installationen und Performances fand Hendricks seinen eigenen Stil und bezeichnete sich selbst als „cloudsmith“ (Wolkenschmied), sicherlich angeregt auch durch seine Magisterarbeit. Das englische Wort „sky“ kommt übrigens vom alten norwegischen Ausdruck „Sky“, der „Wolke“ bedeutet. Norwegen war das Land seiner Vorväter.
So werden Wäschestücke auf der Leine (Sky Laundry, 1965) ebenso mit blau-weißen Wolkenmalereien versehen wie etwa ein Paar Stiefel (Sky Boots, 1965), ein Stuhl (Sky Chair, 1966) oder ein Fenster (Sky Window, 1967 – 68). Erstmals wurde eine seiner „himmlischen“ Arbeiten 1966 in der Bianchini Gallery in New York gezeigt. In der Folge werden zahlreiche Ausstellungen mit dem Thema Himmel präsentiert, beispielgebend erwähnt sei die Retrospektive „Tag zur Nacht“ von 1993 (Skandinavien) und 1994 (Polen) oder eine kanadische Retrospektive „Between Earth & Sky“ von 2003 zu nennen. Alltagsgegenstände, Leinwände, aber auch der Körper des Künstlers selbst werden bei Performances mit den Farben des Himmels und der Wolken bemalt.
Bekannt geworden ist Hendricks unter anderem auch durch seine meditativen Kopfstand-Performances, wie etwa seinem „Kopfstand für den Frieden“ im Washington Square Park. In dieser Körperposition kopfabwärts verbindet sich für den Künstler der Himmel mit der Erde.
Neben diesen ritualisierten Handlungen setzen sich seine Arbeiten – eher ungewöhnlich für Fluxus – auch mit Mythen, der Natur und Träumen auseinander, die eher Tendenzen der Arte povera durchschimmern lassen.
Dies zeigen die seriellen Arbeiten „Moon, Tire, Root (Heavy Duty)“ von 2009. Mit blauer Farbe getränkte Kordeln umschnüren aufgeblasene Pneus für Motorräder horizontal und vertikal – also in alle vier Himmelsrichtungen weisend; sie bieten dadurch gleichzeitig eine Hängevorrichtung sowohl für das Einspannen als auch Abhängen von zwei quadratischen, aquarellierten Mondphasenbildern, wobei zwischen diesen eine Hand voll eingewickelter Zweige hängen kann. Mit dem Wort „Wurzel“ im Titel kann auch der Begriff Ursprung gemeint sein, der zusammen mit dem Mond und der Luft - in den aufgeblasenen Gummischläuchen aus Natur- oder Butylkautschuk – einen Teil des Elementarvokabulars von Hendricks ergibt.
Im Jahre 2002 erschien sein dokumentarisches Buch „Critical Mass: Happenings, Fluxus, Performance Intermedia and Rutgers University“, wo er sich mit der wegweisenden kreativen Tätigkeit und den experimentelle Arbeiten als Hochschullehrer in den Jahren 1958 bis 1972 auseinandersetzt.
Er nimmt weltweit an Fluxus-Festivals und zahlreichen Gruppenausstellungen (seit 1958) und Performances in Europa, Asien und Nordamerika teil. Seine erste Einzelausstellung hatte der Künstler 1950 in der Carpenter Art Gallery (Dartmouth College). In Deutschland war Hendricks 1983 Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.
Geoffrey Hendricks lebt und arbeitet in New York City und auf seiner Farm in Colindale, Cape Breton Island, Nova Scotia, Kanada, zusammen mit seinem Partner und Künstlerkollegen Rodney Sur (Sur).
Aktuell und noch bis zum 5. Januar 2014 zu sehen ist eine große Arbeit von Hendricks auf der diesjährigen internationalen Lichtkunst-Ausstellung „lichtsicht 4“, der Projektions-Biennale in Bad Rothenfelde zu sehen, wo auf der Fläche des Neuen Gradierwerkes eine Serie seiner „Kopfstände“ ab 1975 erscheinen.
Michael Wessing
Zusammen mit: Berty Skuber
Geoffrey Hendricks • Neue Arbeiten