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Joe Jones

 

Mit seinen „Musikmaschinen“ gehört Joe Jones zu den Protagonisten von Fluxus, jener radikalsten und experimentellsten Kunstbewegung des 20. Jahrhunderts, die etwa zu Beginn der 60er Jahre entstand. Eigentlich ist es gar keine Richtung, sondern eine ausschließlich künstlerische Aktion, die einer bestimmten Handlungsvorlage folgt. Sie wird häufig als „Konzert“ oder „Partitur“ bezeichnet, was darauf hinweist, dass neben choreografischen Handlungen auch musikalische und freie akustische Formen im interdisziplinären Neben- und Miteinander eingesetzt werden.

Geboren am 19.06.1934 in New York, wuchs Jones in Greenpoint, Brooklyn, auf. Er studierte Komposition, Musiktheorie und Jazz an der Harnett School of Music in New York und erhielt dort eine klassische Musikausbildung. In den späten 50er Jahren begann eine kurze Karriere als Jazz-Schlagzeuger. 1960-61 erprobte Jones bei John Cage – einem Schüler Arnold Schönbergs - und dessen New School „Experimental Composition“ sowie später bei Earle Brown seine eigene Musikrichtung. 

Um diese Zeit, als Alison Knowles und Dick Higgins zu den ersten Fluxus-Aktivitäten nach Europa aufbrachen, bewohnte Jones deren Loft und konstruierte dort erste „Musikmaschinen“. 

Bereits 1963 nahm er mit seiner ersten Performance an einem Festival teil und wurde Mitglied der Fluxus-Bewegung. Bis 1967 folgten weitere Performances inzwischen auch in Europa – Nizza, Paris und Mailand. Er kehrte aber bereits 1968 nach New York zurück. Dort eröffnete er 1969 seinen „The Tone-Deaf Music Store“, der ihm gleichzeitig als Atelier und Wohnraum diente. Draußen an der Tür hatte er verschiedene Klingelknöpfe angebracht, mittels derer die Passanten seine„Musikmaschinen“ in Gang setzen konnten, die im Fenster aufgebaut waren.

1971 produzierte er mit Yoko Ono und John Lennon das Album „Fly“. Zusammen mit George Maciunas, dem Urvater von Fluxus, gründete Jones die so genannte „Fluxus-Airline“. Er galt als der Pilot.

Ein Jahr später beendete er seine Arbeit im „Music Store“ und ging erneut nach Europa, wo er in Amsterdam, Berlin und Asolo, einer norditalienischen Hügelstadt, lebte. Es folgten Auftritte und Ausstellungen in vielen europäischen Ländern. Kurzfristig kehrte Jones 1978 nach Amerika zurück, um mit Maciunas – der schwer erkrankt war und noch im gleichen Jahr starb - an Fluxus-Projekten zu arbeiten.

Zurück in Europa zog er in den 80er Jahren von seinem Standquartier Düsseldorf aus mit seinem „Solar Music Orchestra“, den großen und orchesterähnlichen Installationen, durch Europa. Zu der Zeit produzierte Jones auch Videodokumentationen mit einem Commodore-C 64-Computer über seinen „Store“ und die Vergangenheit von Fluxus, die er „Fluxus-Home-Movies“ nannte.

Ab 1990, bis zu seinem Tod 1993, lebte Joe Jones in Wiesbaden, der heimlichen Hauptstadt der Fluxus-Bewegung.

Untrennbarer Bestandteil von Fluxus war und ist die Musik. Wie auch andere Fluxuskünstler benutzte Jones immer wieder Musikinstrumente bei seinen Happenings und Performances. Dabei kreierte er ein Heer von Klang erzeugenden Objekten wie „Musikalische Boote“, „Solar Musik Schirme“ oder er montierte auf einen fahrbaren Untersatz eigens entwickelte Saiteninstrumente, die mittels Pedalen bedient werden konnten, und die er „The Longest Pull Toy in the World“ nannte. Kleine Motoren, angetrieben durch Batterien oder auch Solarzellen treiben über unterschiedliche Klöppel eine beliebige Anzahl von Instrumenten an. Sobald die
Motoren schwingen, ändert sich auch der Klang der Musikinstrumente, der bisweilen amüsant, aber auch kontemplativ und voller Überraschungen ist.

Michael Wessing

 

Ausstellungen:

12.02.2010 bis zum 20.03.2010

Joe Jones • Sunshine Music