Zwei Menschen, deren künstlerisches Leben weit fortgeschritten ist, berufen sich auf die Zeichnung als Anfang. Sie war natürlich immer das Medium des ästhetischen Beginnens. Das ist klar. Das Beginnen kann aber verschiedene Qualitäten haben: Wir können während des puren Zeichnens überhaupt erst die Idee entdecken, auf die wir gewartet haben,oder unsere Zeichnung, von einer Idee schon getragen, soll unseren Plan seiner Ausprägung näher bringen. Oder wir warten auf gar nichts anderes und verfolgen gar keinen Plan, der sich mit komplexeren Mitteln erst erfüllen soll. Oder die Umstände versperren uns den Zugang zu aufwendigen Techniken. Darin muß kein Verzicht liegen. Im Gegenteil: Das Zeichnen hat Kräfte, uns, so wir geneigt sind, an sich zu ziehen, sodaß wir unsere Ziele nur mit ihren Mitteln verfolgen wollen. Uns hat das Zeichnen an sich gezogen. Renate Kornacker als notwendige Reaktion auf langwierige, dimensional aufwendige malerische Prozesse, die ihre Arbeit bis vor wenigen Jahren bestimmt haben. Knut Kaufmann als das probate Mittel des Wiederbeginnens einerseits, aber auch, und das ist wohl der eigentliche Grund, weil sein Leben von der Arbeit mit den Händen seit Jahrzehnten geprägt ist. Im Zeichnen erkennt er sein Leben wieder: Das Berühren des Materials, das sich Beschmutzen und das sich wieder Säubern müssen. Das spontane Handeln und das schnelle Reagieren, das erklärende Entwerfen müssen.
Renate Kornacker sieht sich als Höhlenzeichnerin: Das Wisent nicht ihr Wild, aber der Mensch ihre Obsession, von dem sie eine Flut hieroglyphischer Bilder findet.
Aus dem automatischen Anfang hat sich für Knut Kaufmann seine thematische Obsession ergeben: Die Welt der Digitalität, für die in seinen Zeichnungen die Form des Monitors, des Gehäuses in vielfältigen Gestalten körperlicher Ausprägung stehen. Zeichnerische Emotionalität handelt eine Inhaltlichkeit ab, deren Gegenstand Hyperperfektionismus heißt.
Renate Kornacker und Knut Kaufmann · „Am Anfang die Zeichnung“
Renate Kornacker
Knut Kaufmann