Susanne Bollenhagen wurde 1959 in Bremen geboren. Von 1975 bis 1979 absolvierte sie eine Lehre als Raumausstatterin in Visselhövede, Landkreis Rotenburg (Wümme). Anschließend studierte sie bis 1985 an der Hochschule für gestaltende Kunst und Musik in Bremen, der heutigen Hochschule für Künste Bremen bei Professor Karl Heinrich Greune.
1987 folgte ein Arbeitsaufenthalt in Wien. 1989 war Susanne Bollenhagen Preisträgerin des einjährigen Stipendiums „Junge Kunst“ in Lemgo.
Im Rahmen eines Wettbewerbs in Zeven, Landkreis Rotenburg, arbeitete sie 2001 an einer keramischen Wandgestaltung einer Fußgängerpassage. Es handelte sich um ein farbiges Flechtband, dessen Ornamentik ihre Blüte in den keltisch-nordischen Kulturen hatte. Seine Aufgabe war es, so der Glaube, Unheil abzuwehren, wobei sich in den Schlingen und Schlaufenmustern die bösen Blicke verfangen sollten.
Den ersten Beteiligungen an Gruppenausstellungen seit 1984 folgen ab 1988 auch zahlreiche Einzelausstellungen im In- und Ausland (Krokowa, Polen 1995/ Mirano, Venedig 1998/ Mumbai, Indien 2004).
Seit 1993 arbeitet Bollenhagen an einem eigenen Archiv zur Ornamentik, mit dessen Hilfe sie langfristig eine Ornamenttheorie entwickeln will. Dabei führen Forschungsreisen sie nach Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Sachsen, Bayern, Thüringen und in die Schweiz, um Daten für dieses Archiv zu sammeln.
Seit 2010 unterhält sie neben ihrem Atelier in Bremen ein zweites in Berlin. Von 2011 bis 2013 übernahm sie einen Lehrauftrag an der Universität Bremen im Fachbereich Kunstwissenschaft mit einem Kurs zur Thematik Farbe und Struktur im Ornamentalen.
Susanne Bollenhagen lebt und arbeitet in Bremen.
Während ihres Studiums bei Prof. Greune (* 1933 Braunschweig), wo u.a. auch Stillleben thematisiert wurden, kam Susanne Bollenhagen irgendwann auch eine Norwegerjacke mit ihrem typischen Muster vor Augen. Sie war spontan fasziniert von der rapportartigen Musterung auf der Jacke. Während sie sich als Studentin noch zwischen Lehrtheorien und deren Verständnis bewegte, ließen fortan die Ornamente auf den Objekten sie nicht mehr los.
Sie studierte die Welt- und Kunstgeschichte, durchpflügte diese nach geeigneten Zitaten. Während ihrer Suche nach Ornamenten in Kirchen, sei es in den Vierungsbögen, im Sockelbereich der Säulen oder als gemalte ornamentale Vorhänge, durfte sie oftmals nicht fotografieren. So begann sie die Ornamente abzuzeichnen, was heute noch ihr Rüstzeug darstellt. Mittlerweile gehören in ihre Sammlung internationale Vorgaben wie die Abbildungen von Hoheitszeichen der Nomadenstämme, die eine wappenähnliche Funktion haben, genauso wie die Parkettmuster zum Beispiel der Würzburger Residenz.
Die Ornamentik wird mit dünner Ölfarbe, die wie eine Goauche wirkt, aufgetragen, der Untergrund mit Papier oder Nessel bezogen. Von der Flächigkeit abgehoben, kommen auch kachelformatige Objekte vor, die bereits eine raumbezogene Wirkung entfalten.
Inzwischen hat sich Susanne Bollenhagen von ihren Vorlagen freigemacht, arbeitet mit Schablone oder aus freier Hand, wobei das Ornament mit Blei skizziert wird.
Nach ihrer Theorie der Ornamentik existieren drei Formen. Einmal die Rosetten, dann die Bänder und schließlich die Parkettierungen, deren Bilder unendlich sein können mit ihren demokratisch verteilten Schwerpunkten, mit denen man „das Universum tapezieren könnte“, sagt die Künstlerin.
Demzufolge ergeben sich sowohl vorgegebene als auch freie Musterbenennungen für ihre Arbeiten wie etwa „Trinität“, Drei Sonnen“, Dornenkranz“, „Webknoten“ oder „Drehwurm geht zum Fasching“, „Fliegender Nissenpelz“ und „Kreuzsternatom“. Ebenfalls werden die bildnerischen Techniken variabel und reichen von Zeichnen und Malen über Drucken bis hin zur Collage. Ein freies Arbeiten nach Augenmaß ist dabei ebenso möglich wie das Konstruieren mit Lineal und Zirkel.
Michael Wessing
„Rosetten, Bänder, Flächenmuster“
Öle und Aquarelle